Bei verschiedenartigen Umwandlungs- und Verdrängungsprozessen durch Änderung des chemischen Milieus können Minerale aufgelöst und durch andere Minerale ersetzt werden. Bei der Pseudomorphose nimmt das sekundäre Mineral die Form des ursprünglichen Minerals an. 1

„Pseudein“ ist das griechische Wort für „lügen“, „morphe“ heißt „Gestalt“. Eine Pseudomorphose ist also eine „Lügengestalt“.

Pseudomorphosen werden gegliedert in:

  1. Alterationspseudomorphosen
    • Klassische Pseudomorphosen, bei denen durch chemische Prozesse (z.B. Reduktion, Oxidation, Wasserzufuhr/Entwässerung) die chemische Zusammensetzung eines Minerals teilweise oder vollständig verändert wird.
  2. Umhüllungspseudomorphosen
    • Hierbei werden Ionen in einem Kristall durch Fremdionen ersetzt, ohne dass sich dabei die Form des Kristalls verändert. Findet dieser Prozess nur oberflächlich bzw. unvollständig statt, handelt es sich um eine Epimorphose. Wird ein monomineralischer Kristall von einer anderen Art überkrustet und dabei selbst weggelöst, spricht man von einer Perimorphose.
    • Auf diese Weise kann z.B. ein Pyrit in einen Limonit umgewandelt werden.
  3. Paramorphosen
    • Die gleiche chemische Verbindung / das gleiche Element liegt in unterschiedlichen Kristallstrukturen vor (z.B. Kohlenstoff als Diamant oder Graphit). Je nach der Anzahl der Modifikationen, spricht man von Dimorphismus (zwei) oder Trimorphismus (drei).
  4. Entmischungspseudomorphosen
    • Ein bei hohen Temperaturen entstandener Mischkristall wird im Verlauf einer langsamen Abkühlung instabil und bildet Entmischungslamellen, in denen jeweils sich jeweils zwei neue Kristalle bilden.
    • z.B. Rutil (TiO2) und Magnetit (Fe3O4) nach Ilmenit (FeTiO3)
  5. Metamikte Kristalle
    • Wird das Gitter eines Kristalls durch Bestrahlung mit α-Teilchen (Helium-Kerne) beschädigt, so kann dieser in eine opake amorphe Masse mit wesentlich geringeren Lichtbrechungswerten und geringerer Dichte umgewandelt werden.
    • z.B. Zirkon kann durch die Strahlung von eingebautem Uran und/oder Thorium beschädigt werden und sich zum sogenannten Tiefzirkon (4,70 g/cm3) umwandeln. Der farblose, glänzende Zirkon ähnelt dem Diamanten und wird als Hochzirkon (4,00 g/cm3)bezeichnet.
  6. Verdrängungspseudomorphosen
    • Bei der Verdrängung eines ursprünglichen Minerals durch ein neues Mineral, wobei die ursprüngliche kristallographische Form beibehalten wird, spricht man von Verdrängungspseudomorphosen
    • z.B. versteinertes Holz (Quarz nach Holz, dessen organisches Material durch Quarz verdrängt wird)
  7. Fossilien
    • Mineralien ersetzen pflanzliche oder tierische Lebewesen
  8. Kombinationen verschiedener Vorgänge
    • Die Abfolgen der Ereignisse können insbesondere in Erzlagerstätten sehr kompliziert sein, weshalb oft Kombinationen der einzelnen Kategorien auftreten.

Beispiele für Pseudomorphosen:

Dolomit nach Aragonit

Aragonit
Dolomit
Dolomit nach Aragonit

Kupfer nach Aragonit

Aragonit
Kupfer
Kupfer nach Aragonit

Azurit nach Malachit

Malachit
Azurit
Azurit nach Malachit

Calcit nach Glauberit

Glauberit
Calcit
Calcit nach Glauberit

Feldspat nach Leucit

Leucit
Feldspat
Feldspat nach Leucit

Limonit nach Pyrit

Pyrit
Limonit
Limonit nach Pyrit

Limonit nach Markasit

Markasit
Limonit
Limonit nach Markasit

Talk nach Quarz

Quarz
Talk (Steatit)
Steatit nach Quarz

Baryt nach Witherit

Witherit
Baryt
Baryt nach Witherit

1Göbbels, M., Götze, J. & Lieber, W. (2020). Physikalisch-chemische Mineralogie kompakt. Springer Spektrum. Erlangen, Freiberg, Heidelberg. 1. Aufl.
2extraLapis (2012), Pseudomorphosen. Christian Weise Verlag GmbH. 42. Aufl.,